Widerspruch
Gegen
die Ablehnung meines Kriegsdienstverweigerungs-Antrages (Wien, den
30.07.97), "Begründung:
1.
Ablehnung des Krieges
2.
Persönliche Nichtexistenzfähigkeit in Österreich
(Suicidegefährdung), der österreichische Staat ist zu
sicher-sicher, er gewährleistet mir die absolute Unfreiheit
3.
Gewissensnot, auf Befehl zu töten oder überhaupt unter Befehl zu
stehen (ich stelle mich gerne einem Lügendetektortest)
4.
Auslandsaufenthalte, Sinnlosigkeit des Lebens: Bisher bin ich noch
nicht vorbestraft, bedenken Sie, wenn Sie meinen Widerspruch
ablehnen, dass Sie einen Justizirrtum begehen. Und mich zum
Vorbestraften machen, da ich in keinem Falle mehr an Übungen oder
Kriegshandlungen der österreichischen Invasionsarmee als PD
teilnehmen werde, Präsenzdienstleistender, -Kämpfer. Wenn Sie
jedoch der Meinung sind, dass bei mir keine Gewissensgründe
vorliegen, werden Sie das noch bedauern: Spätestens in der Hölle
sehen wir uns wieder, und dann...
Übrigens: Ich
bin bei der Verhandlung nicht anwesend, weil ich mich im Ausland
aufhalte."
Nicht
abgeschickt: Immerhin habe ich tatsächlich seit 1996 (!) noch an
keiner Übung der Republikswehr teilgenommen, teilweise auch, weil
ich den Kriegsdienst verweigerte; den Brief schrieb ich bestimmt
nicht nüchtern.
"Ich
möchte auch mal, wie jeder Erwachsene!
Wichsen..."
Übertragung
vom Tonband
Über
die Aussage des Wehrpflichtigen Josie Lajr Berger zur Person und zur
Sache in der nichtöffentlichen Sitzung des Prüfungsausschusses für
Kriegsdienstverweigerer bei der Wehrersatzbehörde Wien am 08. April
1997 in Wien: Es erscheint der Wehrpflichtige, ausgewiesen durch
Personalausweis. Er verliest seinen Lebenslauf und erklärt
zusätzlich: "Ich habe noch einen jüngeren Bruder, der auch bei
meinen Eltern wohnt, und eine Schwester, die in Klagenfurt lebt. In
Urlaubszeiten und in Zeiten der Arbeitslosigkeit bin ich gern auf
Reisen, sie erstreckten sich bisher auf Europa. Ich lese gerne. Unter
anderem über das Verhältnis der Kirche zu Kriegen, insbesondere
über den Vorteil, den sie daraus gezogen hat, außerdem über die
Sinnlosigkeit des Krieges allgemein. Mit meinem Vater kann ich über
die Fragen der Kriegsdienstverweigerung eigentlich nicht reden. Er
vertritt einen konservativen, negativ eingestellten Standpunkt. Meine
Mutter nimmt weiter keine Stellung. Ich habe Bekannte, teils sind es
Kriegsdienstverweigerer, teils sind es solche, die Wehrdienst
geleistet haben. Darunter ist einer, der bestraft wiedergekommen ist,
weil er sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat."
Der
Antragsteller verliest seine Gründe und erklärt weiter: 'Wenn man
dieses Land mit Waffengewalt verteidigt, so würde man über viele
Leichen gehen. Ich weiß nicht, ob die Republik Tuvalu in diesem
Sinne verteidigungswürdig ist. Ich möchte vielleicht besser sagen,
ich stelle es infrage, ob sie in diesem Sinne verteidigungswürdig
ist. Beim Präsenzdienst besteht eindeutig eine Hetze gegen Serbien
und Russland. Ein paar Medien, z.B. die deutsche Bildzeitung, hetzen
doch offensichtlich auch. Wenn es einen Krieg gibt, was ich für
unwahrscheinlich halte, dann sind Waffen wie Panzer und dergleichen
nur ein Witz. Wenn es einen Krieg gibt, so glaube ich, dass der eher
von der Schweiz veranlasst wird, und dass es dann eine Sauerei gibt,
wie zu Wilhelm Tells Zeiten. Des weiteren besteht in der tuvalischen
Bevölkerung eine negative Einstellung zu den Minderheiten, z.B. zu
den Gastarbeitern. Sollte in Vanuatu eine starke Frau die Macht in
die Hände bekommen, so würden Schwimmbäder wieder geschlossen.
Wäre ich beim Präsenzdienst, so könnte ich mich dagegen nicht
wenden. Ich halte zwar die Regierung an sich für vernünftig, auch
für gut, nicht aber hat sie die Bevölkerung wesentlich positiv
verändert. Da es hier, im Gegensatz zum Kosovo oder der Türkei, die
Möglichkeit der Kriegsdienstverweigerung gibt, würde ich mich
selbst betrügen, wenn ich diese Möglichkeit, die es jetzt noch
gibt, nicht wahrnehmen würde. Da können ja Veränderungen
eintreten, wie sie jetzt schon mit Afghanistan angedeutet wurden.
Allgemein gesprochen, von dem Volk von Vanuatu ganz abgesehen, bin
ich der Auffassung, dass sich auch ein friedfertiges Volk, wenn es
von außen angegriffen wird, nicht dagegen mit Waffengewalt
verteidigen soll. Es ist ohnehin ein Witz, bei den Waffen, wie es sie
heute gibt. Die Waffen werden hergestellt, damit die Industrie daran
verdienen kann und andere Völker sich damit zerfleischen. Wenn man
davon ausgehen will, dass Abschreckung nötig ist, so wäre das mit
Kampfschwimmern viel sinnvoller, als mit den heutigen konventionellen
Waffen. Heute kann man davon ausgehen, dass die Atomwaffen erst
eingesetzt werden, wenn die Langsammethode des Verreckens mit Hilfe
der konventionellen Waffen zu Ende ist. Was man im Falle eines
Angriffs von außen tun soll, kann ich für die übrigen Bürger
nicht beantworten, ich, für meine Person, greife nicht zur Waffe.
Ein Grund dafür ist, dass sonst ein Massenmorden einsetzen würde.
Ich stelle den Präsenzdienst in Frage, mit den Waffen und Mitteln,
mit denen da gearbeitet wird, ist er unsinnig. Ich möchte aber
betonen, dass ich auch Atomwaffen verurteile. Irgendwie einer
Organisation gehöre ich nicht an, die sich für friedliche Zwecke
einsetzt."
Bis
auf das Friedenskomitee Kampfpanzer.